Sonntag , 13 .08 2017, Wind 5 Bft aus Nord
Prolog: gestern war Hafentag aufgrund zu starken Windes und ordentlich Regen. Nur ein Boot lag neben uns und der dahintetliegenden Mole und Hafeneinfahrt. Da dieser eine Segler dann auch noch auslief, hatten wir eine sehr unruhige Nacht. Klappernde Fallle und zerrende Festmacher allenthalben. Der Druck auf das Boot war so groß, dass ich von der Mittelklampe noch einen stützenden Festmacher über zwei weitere leere Boxen hinweg gelegt habe- wird wohl hoffentlich keiner mehr reinkommen, bei dem Wetter.
Nu geht's los: Morgens noch ordentlich Wind und wegen der unablässig einfallenden Böen binden wir direkt das zweite Reff ins Groß und ins Vorsegel.
Aber wie kommen wir heile gegen 5-6 Bft. Seitenwind aus der Box? Ich löse alle Festmacher in Lee, dann Vorleine auf Slip und ich Versuche uns an den hinteren Dalben zu ziehen, um den Festmacher los zu bekommen, schaffe es aber nicht- zu schwach. Erst als ich den Festmacher auf die Winsch lege klappt es einigermaßen. Leinen los und mit Karacho aus der Box, rückwärts um den Steg herum und vorwärts aus dem Hafen- puh!
Draußen dann Segel hoch. Die tapfere kleine Mücke rauscht gleich mit gut 5 Kto. am Wind auf den Tonnenstrich los. Ein Kielschwerter mit nur 65cm Tiefgang bei aufgeholtem Schwert scheint wie für dieses Revier gemacht.
Die einfallenden Böen lasse langsam etwas nach und wir lassen das Vorsegel auf das erste Reff aus. Trotzdem drücken uns nicht wenige Böen über das Ende unseres Neigungsanzeigers. Das ist bei 30 Grad. Unter Deck gibt's dann auch was zum Aufräumen.
In der Ferne entdecke ich ein Boot, dessen Form mir eigenartig vertraut vorkommt. Wir nähern uns und erkenn ebenso eine Neptun 27, aber in der klassischen Fiorm ohne Achterkabine. Und: wir sind schneller, Ha! Passiert uns nicht oft. Um Marstal ansteuern zu können müssen wir bald abdrehen und unter Motor eine gute Meile gegenan. Dank der kurzen steilen Wellen ein feuchtes Vergnügen. Da Lob ich mir doch unsere 25 PS Dreizylinder Monstermaschine (Ursprüglich für den Einsatz in fernöstlichen Traktoren konzipiert), die einfach alles plattfährt was da so kommt. Wirklich fein, was die Japaner da so gebaut haben.
Marstal ist bei weitem nicht so überlaufen, wie das Hafenhandbuch glauben machen will. Das liegt aber auch an der unendlichen Ausdehnung des Hafens mit gefühlt tausend Boxengassen und einer Mio. Liegeplätzen. Kein Wunder, da hier Früher eine Handels- und Fischereiflotte von 300 Schiffen stationiert war. Auf den alten Bildern kann man hier auch gut sehen, wie die Dänen schon damals das Päckchenliegen perfektioniert haben. Aber die alten Holzschoner sind bis auf wenige Ausnahmen längst verrottet. Auf den Ausnahmen kann man sich heute als Tourist einmieten und über die Ostsee schippern lassen. Dabei ist unbedingt eine Spiegelreflexkamera mit Teleobjektiv über dem seit Jahren aufgetragenen Schmähbauch zu tragen, sonst gilts nicht. Eine unerfreuliche Begegnung mit dieser sich wild durchs Land fressenden und knipsenden Spezies, die noch unter Motorbootbetreibern (niemals ohne Hund) rangiert, wird uns später noch beschäftigen.
Wir fahren also in eine Gasse ein und nehmen uns eine Box. Heckleinen an die Dalben und dann langsam Voraus an den Steg, so wie immer. Aber ups, sind die hinteren Festmacher zu kurz. Schnell eine Verlängerung eingebunden und dann geht es. Das alles ist so wundersam, da die Boxen sehr schmal sind. Wir
sind mit unseren annorektischen 2,5m Breite noch gut reingekommen. Im weiteren Tagesverlauf bleiben aber zig Yachten beim einparken einfach zwischen den Dalben stecken. Wie hat das bloß unser Nachbar mit seiner Sagitta 35 hinbekommen? Rätselhaft. Doch dazu später mehr.
Marstal ist auch unser erster Waschhafen. Die Maschinen sind natürlich immer gut belegt, da in diesem Revier enorm viele Familien mit kleinen Kindern unterwegs sind. Da sind wir ausnahmsweise mal nicht die Exoten, sehr angenehm!
Wir bleiben am Ende drei Tage. Ein sehr sehenswertes Schiffahrtsmuseum mit alter Schiffahrtstechnik- die wir allerdings später auch noch in Aktion sehen sollten, hat uns hier begeistert. Super Spielplatz, Super-Markt und Super Strand!
Nachbarschaft: Auf der Sagitta 35 neben uns, war ein älterer Mann an Bord, der zwar grüßte, aber ansonsten recht verschlossen schien. Das Boot erregte unsere Aufmerksamkeit durch ein kleines Schild, welches das Boot als verkäuflich auswies. Mhh, 35 Fuß, das würde uns reichen, und so ein schönes Schiff. Geschwungene klassische Linien und ein romantisches Teakdeck. Da kommt man ins Schwärmen und schließlich hatte ich ja schon mal im Urlaub ein Boot gekauft- damals auf Rügen unsere jetzige Neptun.
Als der Skipper an Deck kommt, zwinge ich ihn in eine Plauderei und lade mich mal gleich ganz unverfroren auf sein Schiff ein. Er führt mich mit den Worten unter Deck: "Du brauchst ein anderes Schiff, das ist nichts für dich". Ich weiß sofort was er meint, der Innenraum: winzig und spartanisch. Dafür Stauraum ohne Ende. Das ist halt was für die Langfahrt. Wir kommen ins Plaudern und er erzählt mir, dass er früher Seemann war und dann in die Südsee segeln wollte. Da kaufte er das Boot einem Vorbesitzer ab, der damit gradewegs aus der Südsee zurück kam. Dann zeigt er mir noch seine technische Ausstattung- ein Museum. Zahlreiche Geräte hatten wir zuvor tatsächlich im Museum gesehen, beispielsweise ein Langwellenfunkgerät in der Größe eines Wäschekorbs. Eine richtige Zeitreise wird der Besuch, herrlich.
Dann zurück auf unser Schiff, Abendbrot, Zähne putzen und ab ins Bett.
Aktuelle Delphinsichtungen = Null