Mittwoch, 18. Juni 2014

Tag 23: Thiessow, Rügen Rules!

Wir sind auf RÜGEN! angelandet. Die kleine tapfere Naptun Gallina ist auf eigenem Kiel von Berlin Köpenick bis nach Rügen geschippert- wer hätte das für möglich gehalten. Weiter kommen wir aber wohl nicht, da die nächsten Tage ein starker Wind bis 7Bft. wehen soll. Eigentlich wollten wir noch Lauterbach und/oder Seedorf besuchen aber so wird der Hafen Thiessow der weiteste Punkt der Reise bleiben.

Morgens in Freest die Leinen losgeworfen, nachdem wir unseren Liegeplatz bis September verlängert haben, damit wir irgendwann im Sommer noch die Runde bis Hiddensee nachholen können- und rauf auf den Greifswalder Bodden. Zuerst Tonnenstrich und dann frei übers Meer, soweit wir Höhe laufen konnten, bei Nordost 4 Bft. Dabei zeigt sich gleich, dass Gallina keine Welle auslässt, da sie genau in die kurzen Wellentäler des Ostseeschwells hineinpasst- man kann ja nicht immer Glück haben. Außerdem stampft sich die Nußschale ständig in den Wellen fest, wir stehen auf der Stelle. Kurze Vergewisserung durch Zuruf zum Navigationsoffizier mit GPS in der Kajüte und die überraschende Antwort: 3,5 Ktn. -erstaunlich.


Genz neue Größenverhältnisse


Nach fast vierstündiger Fahrt an diversen Fischernetzen vorbei (in denen sich immerhin ein Motorboot verfangen hatte- heimliche Freude) konnten wir den Bug in die traumhafte Bucht von Thiessow lenken. 


Die Wende
Vor bereits 35 Jahren rief der endlose Erbkanzler Helmut Kohl die "geistich-moraliche-Wende" aus. Vor 25 Jahren fegte "die Wende" dann mit großer Kraft in den sozialistischen Ländern reihenweise Regierungen fort. Und heute sollte auch ich dann zu meiner privaten kleinen Wende kommen. Am 23. Tag der Reise und kurz vor deren Ende wurde die kleine Gallina tatsächlich von mir durch den Wind gedreht, fiel vom Backbord- auf den Steuerbordbug und schob weiter am Wind durch die Wellen Richtung Mönchgut.

Somit ist meine Bilanz von 23 Tagen bisher: 
- eine Halse
- eine Patenthalse
- eine Wende

Ach so, die zweite Klampe am Mast hat sich heute mit einem lauten ploing in Richtung Ostsee verabschiedet. Rest = 2


Die ersten Schatten Ferienzeit 
Bei der Einfahrt in die Bucht waren wir zum ersten Mal nicht alleine, vier weitere Boote steuerten gleichzeitig den rommtischen Fischerhhafen an. Auf der Mole sprang schon Hafenmeister Uli trotz rhombenföigem Körperbau erstaunlich behändet herum und bließ "gehörig" in seine Seemannspfeife, um der heranrauschenden Meute Herr zu werden. Der gestreifttragende Hafendompteur mir Strohmütze hatte aber alles bestens im Griff und so verteuten wir unsere Gallina hinter der Backdecker Neptun 22  "MiJa" von '78 an den uns zugewiesenen Platz. Da gabs natürlich ein großes Hallo und Skipper Micha konnte mit vielen tollen Umbauten glänzen (Pantry, Kühlschrank, Fußbodenheizung, selbstgebaute Heckverlängerung, etc.) von denen wir nicht mal zu träumen wagen. Vor uns machte die Brandholm 24 namens "Helga" fest, die bereits in Rankwitz neben uns lag. Das Charterschiff aber inzwischen mit gewechselter Mannschaft. 


Und schon kam der quierlige Hafenmeister mit den Worten um die Ecke gelaufen:" Hallo, ich bin euer Hafenmeister Uli. Schön, dass ihr da seid. Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr gerne zu mir kommen. Kaltes Bier gibts bei mir direkt aus dem Kühlschrank für einen Euro ins Sparschwein." Na das ist doch mal eine Begrüßung nach dem Geschmack eines serviceverwöhnten Großstädters- Bravo Hafenmeister Uli, Dein Platz in unseren Herzen hast du sicher!



Da immer mehr Boote in den kleinen Hafen steuerten, konnten wir hier die ersten Päckchenlieger sehen, glücklicherweise nicht bei uns.

Untenrum und obenrum, oder: Das Kopf-Po-Dilemma (ist das noch dialektisch oder schon metakognitiv?)
Auf einem sehr kleinen Boot mit viel Besatzung, also bei uns, gibt es wenig Platz, so wie bei uns, mit anderen Worten: also hier. Das Problem betrifft alle Lebensbereiche, so auch die Hygiene. Dass Seereisen weit unter dem normalen Standard der Körperpflege stattfinden (hast du nur das eine Shirt mit? Ne, auch noch eine Unterhose) ist klar oder neudeutsch: systemimmernent. Nach diversen Seuchenkatastrophen in Klammern "die Pest" beispielsweise hatte die Menschheit schmerzlich gelernt, dass eine Trennung von "obenrum und untenrum" (Sven Regener) durchaus sinvoll und gesundheitsfördernd ist. Immerhin hat der "Schöpfer" (die Bibel) oder die Evolution ( Fr. Botsch, Bio Leistungskurs) oder wer auch immer dafür gesorgt, dass die beiden Körperöffnungen zum Aufnehmen der menschlichen Betriebsstoffe (Essen) und zum Ablassen in guter Entfernung voneinander positioniert sind. Merke: Was der Herr scheidet, soll der Mensch nicht wieder zusammenführen.


Auf der kleinen Gallina kommt da aber dann oft wieder zusammen, was sicher nicht zusammen passt und schon gar nicht zusammen gehört. Neben Windeln, die immer und überall sind, wird da neben dem Frühstücksgeschäft auch so manches andere "Geschäft" unter dem Tisch verrichtet. Ich habe mir vorgenommen, künftig genauer auf Pestbeulen und andere Anzeichen von hygienebedigten Krankheiten zu achten. (Sabrina sagt, dass das alles total übertrieben ist. Also bitte nicht das Jugendamt verständigen.)

Auch eine Art in sich zu gehen...

Das erste Nasebohren, auch eine Art in sich zu gehen.

Das Komabrett:
Besonders Hilfreich hat sich das sogenannte "Komabrett" erwiesen. Ein mittels Lattenrost und dreier Zusatzpolster errichtetes Schlafparadies im Salon, ist neben dem erholsamen (manchmal) Nachtschlaf auch eine schöne Spielfläche für die Nachwuchspiraten und "Piraterinnenen" (Alice Schwarzer).

Das Komabrett

Wetter:
Das ist natürlich auch da, aber passt meist nicht. Segeln nein, baden ja. Wie es aussieht bleiben wir erstmal hier, bis der Wind eine Rückfahrt nach Freest ermöglicht. Da ist dann leider auch schon Endstation.

Wenn in Thiessow.....











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